2 1_Saskia Bartusiak (hier im Olympia- Finale 2016) gewann mit der DFB-Auswahl un- ter Bundestraine- rin Silvia Neid alle großen Titel. 2_Laura Freigang (rechts) machte beim diesjährigen Algarve-Cup ihre ersten Schritte in der Frauen-Natio- nalmannschaft. und die Männer auf den Platz konnten. Deshalb war die Entscheidung, 2010 nach Köln zu gehen und ein eigenes Finale zu veranstalten, genau richtig. Im Vergleich zu früher suchen die Spielerinnen heute unmittelbar die Öffentlichkeit, vor allem durch die sozialen Medien. Stimmt dieser Eindruck? Freigang: Social Media ist sehr wichtig geworden, das stimmt. Es kann ein Tool für uns Spielerinnen sein, uns zu präsentieren. Das ist auch für die Frauen- Nationalmannschaft wichtig, um Interesse zu wecken. Auch dann, wenn die Erfolge mal nicht so da sind. Das kann sehr hilfreich sein. Bartusiak: Wer das heute nicht nutzt, ist wahrschein- lich in der öffentlichen Vermarktung hintendran. Freigang: Es kommt auf die Balance an. Einerseits möchte man Einblicke gewähren, andererseits möchte man auch Privatsphäre behalten. Dazu kommt: Ich habe keinen, der das für mich macht. Wenn ich qualitativ gute Sachen posten will, ist das zeitaufwendig, und da ich neben dem Fußball stu- diere, ist das nicht immer einfach. Ratzeburg: Was ich toll finde, ist, dass die Spiele- rinnen heute so selbstbewusst sind. Früher war zum Beispiel die Skepsis gegenüber der Presse viel aus- geprägter, weil die Spielerinnen diesen Kontakt ein- fach nicht gewohnt waren. Heute geben sie groß- artige Interviews. Sie äußern klar ihre Meinung und sind auch locker und authentisch dabei. Bartusiak: Ich war nicht der Typ für Social Media, 39 mache es auch heute noch nicht und stehe kom- plett dahinter. Es gibt natürlich viele Spielerinnen, die das gerade in der heutigen Zeit für sich nutzen, und das ist auch völlig legitim. Ich wollte einfach nicht so viel von mir teilen. Das wäre nicht ich gewe- sen. Ich wollte meine Ruhe haben, wenn ich gerade nicht mit Fußball zu tun hatte, wollte mich dann mit anderen Dingen beschäftigen. Ich habe mich wohl damit gefühlt, wie ich es gemacht habe. Was wünschen Sie sich für die nächsten 50 Jahre? Ratzeburg: Unser oberstes Ziel muss es sein, nicht mehr von Respekt und Würdigung und so etwas überhaupt reden zu müssen, das muss alles selbst- verständlich sein. 15,6 Prozent der DFB-Mitglieder sind weiblich. Wenn wir diese Quote auf allen Ebe- nen, in allen Gremien hinbekämen, wäre das schon ein Anfang. Eine größere Durchmischung, übrigens auch in Sachen Alter, kann für die Weiterentwick- lung des Fußballs allgemein nur von Vorteil sein. Nur dann bilden wir unsere Gesellschaft auch richtig ab. Das Leadership-Programm für Frauen, das wir 2016 durchgeführt haben, war auf dem Weg ein wichtiger Schritt. Es hat sich viel getan in den fünf Jahrzehnten, vieles ist bewegt worden und hat sich zum Positiven entwickelt. Aber wir können noch mehr. Neid: Das ewige Kämpfen um Anerkennung muss ein Ende haben. Wir spielen auf höchstem Niveau in der Welt, müssen uns nicht verstecken. Wir haben Frauen mit unheimlich viel Fachwissen, die stärker eingebunden werden sollten. Und vielleicht steht bis dahin ja sogar mal eine Frau an der Spitze des DFB. Bartusiak: Und das sollte dann ganz normal sein. Ich wünsche mir, dass wir weiterhin so erfolgreiche Mann- schaften haben werden wie in den vergangenen Jah- ren. Dass wir an diese tolle Historie anknüpfen und neue Meilensteine in der Zukunft setzen. Wir haben so viele super Spielerinnen. INTERVIEW Gereon Tönnihsen FOTOS (1, 5) Thomas Böcker, (2) imago/Sven Simon, (3) Getty Images/Christof Koepsel, (4) AFP/Odd Andersen