12 D F B - A R E N A 0 3 | 2 0 2 1 D A S T E A M weitere kommen in diesen Tagen jedoch nicht dazu, Oberdorf musste als Kontaktperson ersten Grades der positiv auf COVID-19 getesteten Felicitas Rauch in Quarantäne. Auf dem Platz legt Oberdorf aber eine erstaunliche Abgeklärtheit an den Tag. Fans wählten sie sogar zur „Nationalspielerin des Jahres“ 2020, vor Sydney Lohmann und Lina Magull von Bayern München. „Mich freut an dieser Auszeichnung besonders, dass sie von den Fans kommt. Das ist gerade im Moment besonders schön, weil wir derzeit ja kein Feedback im Stadion bekommen. Die Zuschauer fehlen unglaublich“, sagt Oberdorf. Sie ist ein Ausnahmeta- lent – darin sind sich alle einig, die sich im Frauenfuß- ball auskennen. Ihre großen Stärken: Zweikampfstärke, Übersicht und unglaublich viel Ruhe. Sie ist die per- sonifizierte Coolness auf dem Platz. Nichts, aber auch wirklich gar nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Nach den Spielen ist sie dann manchmal so müde, dass sie schon auf der Physio-Liege einschlafe, hat sie mal erzählt. Martina Voss-Tecklenburg setzt Oberdorf gerne in der Innenverteidigung ein, ihr Vereinscoach Stephan Lerch vom VfL Wolfsburg vorzugsweise im defensiven Mittelfeld. Tore schießt Lena Oberdorf aber auch: „Ich glaube, gerade heutzutage ist es wichtig, dass man auch als Defensivspielerin torgefährlich ist und Tore schießen kann“, sagt sie. „ L E N A I S T H A LT L E N A“ „Obi ist so ein bisschen, wie ich früher war. Sie hat diese Leichtigkeit auf und neben dem Platz. Ich hoffe, dass es für sie so gut weitergeht“, hat Alexandra Popp mal gesagt. Die Kapitänin der Nationalmannschaft stammt ebenso wie Oberdorf aus Gevelsberg im südlichen Ruhrgebiet. Beide teilten sich bei der Nationalmann- schaft meistens ein Zimmer. In Corona-Zeiten bekommt jede Spielerin ihren eigenen Raum. „Lena ist halt Lena“, sagt ihr Vater und Berater Frank Oberdorf über sein jüngstes von drei Kindern. Seine Tochter debütierte schon mit zwölf Jahren im U 15-Nationalteam des DFB. 2017 wurde sie mit der U 17 Europameisterin in Tsche- chien und als beste Spielerin des Turniers ausgezeich- net. Von 2018 bis 2020 bekam sie jedes Jahr eine neue Fritz-Walter-Medaille, Bronze, Silber und Gold. 2_Bereits 18-mal spielte Lena Oberdorf für die Frauen- National- mannschaft. 2 „Obi hat wirklich eine gute Bodenhaftung. Ich habe früher mehr Lack bekommen als die jungen Spiele- rinnen heute. Aber das könnte auch an mir gelegen haben“, sagt Alexandra Popp und lacht. Seit Sommer 2020 spielen die beiden zusammen beim VfL Wolfs- burg. Oberdorf wechselte, nachdem sie ihr Abitur gemacht hatte, von der SGS Essen zum Doublesieger von 2020, unterschrieb in Wolfsburg bis 2023. Nach nur sieben Monaten beim VfL ist die Gültigkeit des Vertrages sogar bis 2024 verlängert worden. „Lena hat die hohen Erwartungen, die wir mit ihrer Ver- pflichtung verbunden haben, nicht nur erfüllt, son- dern übertroffen“, erklärte Ralf Kellermann, der Sport- liche Leiter der VfL-Frauen, voller Begeisterung. Irgendwann, sagte sie schon vor ihrem Wechsel nach Niedersachsen, reize sie auch das Ausland. Doch im Moment ist sie glücklich damit, wo sie ist und wie es läuft: „Der Wechsel zum VfL Wolfsburg hat mir gut- getan und noch mal guten Schwung gegeben. Das hat zur Folge, dass ich auch in der Nationalmann- schaft eine andere Rolle einnehme. Obwohl ich mit 19 Jahren noch sehr jung bin, versuche ich, voranzu- gehen. Auf dem Platz, aber auch daneben. Es ist ein- fach mein Anspruch, Verantwortung zu übernehmen.“ So hat sie es halt schon immer gehalten. TEXT Gunnar Meggers FOTOS (1) Picture Alliance/Sven Simon, (2) Getty Images/ Maja Hitij