das alles verändert hat. Allein die Spielgeschwindig- keit ist viel höher geworden.“ Dass Popp dabei nicht nur mithalten konnte, sondern selbst ein Motor die- ser Entwicklung war, lag zum einen, klar, an ihrem Talent. Zum anderen aber daran, dass sie bei den Jungs gelernt hat, sich durchzusetzen. „Auch vom Kopf her“, wie sie heute sagt. „Das gibt dir eine Stärke, die du dir später nicht mehr antrainieren kannst. Das musst du in deiner Entwicklung mitnehmen.“ S P I E L E I N D E R P R I M E T I M E Wenn Popp heute die DFB-Auswahl aufs Feld führt, sagen immer mehr Leute: „Heute ist Frauen-Länder- spiel, das gucken wir uns mal an.“ Ihre Spielerinnen- Generation hat längst Stars hervorgebracht, und es braucht kein WM-Finale mehr, um 16-jährige Mäd- chen vor den Fernseher zu locken. Was nicht heißt, dass alles gut ist. „Natürlich wünsche ich mir, dass mehr Bundesliga-Spielerinnen ihren Sport als Profis ausüben können“, sagt Popp, „dass es noch mehr Vereine gibt, die den Rahmen dafür schaffen.“ Und, Lange dabei: Bereits 2006 spielten Svenja Huth (von links), Turid Knaak und Alexandra Popp zusammen für die U 15-Junio- rinnen des DFB. 31 81 I H R E R 1 0 8 L Ä N D E R - S P I E L E G E WA N N P O P P M I T D E R D F B - A U S WA H L das ist ihr besonders wichtig, „dass unsere Länder- spiele häufiger auch mal abends in der Primetime stattfinden. Es würden sich sicher mehr Leute unsere Spiele im Fernsehen anschauen, wenn nicht die Hälfte der Bevölkerung zu der Zeit arbeiten müsste.“ Mehr Professionalisierung heißt aber nicht, dass sich Popp am liebsten nur noch auf Fußball konzentrieren möchte. In einem Tierpark bei Wolfsburg hat sie eine Ausbildung zur Tierpflegerin gemacht, aktuell beschäf- tigt sie sich mit Hundephysiotherapie. „Anders als die Männer haben wir nach der Karriere nicht genug auf dem Konto, um abgesichert zu sein“, sagt sie. Als Neid will sie das nicht verstanden wissen. „Ich muss nicht 30 Millionen verdienen, nur weil ich jetzt Kapi- tänin der Nationalmannschaft bin.“ Wichtiger ist die Akzeptanz. „Wenn heute ein Junge zu mir sagt: ,Krass, du als Frau spielst Fußball!‘, dann ärgere ich mich nicht, sondern denke nur: ,Bei dir ist einiges falsch gelaufen‘“, sagt Popp. Die gesellschaft- lichen Rahmenbedingungen haben sich verändert, auch darum „würde mir heute keiner mehr ins Gesicht sagen, dass er Frauenfußball doof findet“, abfällige Kommentare findet man fast nur noch in den sozia- len Medien. „Das ist manchmal immer noch krass und das ärgert mich auch immer noch.“ Denn: „Man muss Frauenfußball nicht mögen. Aber man sollte ihn aner- kennen und respektieren.“ TEXT Andreas Pahlmann FOTOS (1) Thomas Böcker, (2) imago/Beautiful Sports, (3) Getty Images/Christof Koepsel