20 D F B - A R E N A 0 7 | 2 0 2 1 D A S T E A M 2_Auch beim FC Bayern ist die 23-Jährige, hier im Champions-League-Spiel gegen BK Häcken, fürs Toreschießen zuständig. 2 W I C H T I G E E N T W I C K L U N G Auch Martina Voss-Tecklenburg beobachtet Schüllers Entwicklung mit viel Freude. „Lea hat im letzten Drei- vierteljahr viel in ihr Können investiert und an ihren Schwächen gearbeitet“, sagt die Bundestrainerin. Das Resultat beeindruckt auch die Mitspielerinnen – die verletzte Spielführerin Alexandra Popp bezeichnete Schüller nach der Vier-Tore-Show gegen Serbien als „Maschine“. Auch Lena Oberdorf, die aufgrund von Beschwerden an der Schulter die Länderspiele gegen Israel absagen musste, schwärmt von ihrer „unheim- lich athletischen“ Teamkollegin, die bei der Fußball- Simulation FIFA „eine Sprungkraft von 90 hätte“. Schül- ler katapultiert sich als Torjägerin naturgemäß häufig in den Mittelpunkt – dabei steht sie abseits des Plat- zes nicht so furchtbar gerne im Rampenlicht. Lieber lässt sie Tore sprechen. Aktiv, abenteuerlustig und auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist Schül- ler aber auch privat – ob beim Skifahren, Wakeboar- den oder Fallschirmspringen. Als Energiebündel hat Schüller sowieso nicht nur Fuß- ball im Kopf. An einer Fernuni studiert sie Wirtschafts- ingenieurwesen, ist damit für die Zeit nach der sport- lichen Karriere breit aufgestellt. In welche Richtung es gehen soll, ist noch offen: „In meiner Kindheit habe ich davon geträumt, Autos zu konstruieren.“ Auf- gewachsen ist Schüller in Krefeld am Niederrhein, wo sie beim Hülser SV mit dem Fußball begann. 2012 wechselte sie in die Talentschmiede der SGS Essen, in der sie zur Nationalspielerin reifte, über die U-Teams bis zu ihrem Debüt in der A-Auswahl 2017. Am 20. Oktober erzielt Schüller damals gegen Island wenige Minuten nach ihrer Einwechslung ihren ers- ten Treffer. Einen besonderen Einfluss auf Schüller hatte in der Folge Horst Hrubesch als Interims-Bun- destrainer der Frauen-Nationalmannschaft. „Er hat in mir etwas gesehen, das ich vielleicht selbst noch nicht entdeckt hatte“, sagte Schüller einst. Bei Hrubeschs Premiere an der Seitenlinie im April 2018 erzielte sie wie zum Beweis alle vier Tore gegen Tschechien. T I T E L M I T B AY E R N Im Sommer 2020 fühlte sich Schüller dann bereit für einen großen Karriereschritt. Sie verließ ihre Komfort- zone und wechselte von der SGS Essen zum FC Bay- ern. „Ich möchte um Titel mitspielen“, sagte sie damals. Gesagt, getan: Die Münchnerinnen entschieden das enge Rennen um die Meisterschale gegen den VfL Wolfsburg für sich, Schüller ist mit 16 Liga-Saisontref- fern auf Anhieb die beste Torschützin der Bayern. Dabei lief die Hinrunde zunächst nicht wie erhofft, die Umstel- lung nach acht Jahren in Essen brauchte Zeit. In der zweiten Saisonhälfte aber platzte der Knoten, Schüller traf wie am Fließband und landete bei der Wahl zur „Fußballerin des Jahres“ nur vier Stimmen hinter Nicole Billa (TSG Hoffenheim). Behält sie ihre derzeitige Form bei, stehen auch die Chancen auf die erstmalige Aus- zeichnung mit der Kanone für die beste Torjägerin der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nicht schlecht. Doch jetzt steht erst mal die nächste Aufgabe mit der Nationalmannschaft an. Die Europameisterschaft in England (6. bis 31. Juli 2022) rückt zwar immer näher, parallel aber müssen schon Siege und Punkte für die Qualifikation zur WM 2023 in Australien und Neuseeland her. Dafür darf es ruhig weiter kräftig „schüllern“ – erst recht an alter Wirkungsstätte. TEXT Jana Lange FOTOS (1) Getty Images/Maja Hitij, (2) Picture Alliance/foto- 2press/Sven Leifer