32 D F B - A R E N A 0 4 | 2 0 2 1 G E B U R T S T A G eingesetzt hat, dass Frauenfußball ins Olympische Programm aufgenommen wurde. Seit 1980 enga- giert sie sich auch in der UEFA für den Frauenfuß- ball. Die UEFA Women’s Champions League wurde ebenfalls auf ihr Drängen hin eingeführt. Ratzeburg macht das alles aus voller Überzeugung und weil es nötig ist, oft im Hintergrund. Sie braucht kein Scheinwerferlicht, keinen Ruhm. Für ihr uner- müdliches Engagement wurde Ratzeburg mehrfach ausgezeichnet: 2009 bekam sie vom damaligen Bun- despräsidenten Horst Köhler den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. „Sie ist Pionierin und Symbol der rasanten Entwicklungs- geschichte des Frauenfußballs“, begründete Köhler. Zwei Jahre später erhielt sie von der Hessischen Lan- desregierung den renommierten Elisabeth-Selbert- Preis. Hessens Sozialminister Stefan Grüttner ord- nete dies so ein: „Der große Enthusiasmus von Hannelore Ratzeburg und ihre Hartnäckigkeit haben den Frauenfußball zu dem gemacht, was er heute ist. Damit hat sie, wie die Namensgeberin des Elisa- beth-Selbert-Preises, ein Stück Gleichberechtigungs- geschichte geschrieben.“ 2011 schien Ratzeburg den vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Die Heim-WM übertraf alles. Die Stadien waren ausverkauft, das Turnier wurde welt- weit im Fernsehen übertragen, die Titelseiten kann- ten nur ein Thema – mehr Aufmerksamkeit für den Frauenfußball konnte sie im Grunde nicht mehr gene- rieren. Aber aus deutscher Sicht gab es ein Problem: Die DFB-Auswahl scheiterte im Viertelfinale an Japan. Ratzeburg weiß aus ihrer Erfahrung, dass nichts mehr Akzeptanz bringt als sportlicher Erfolg, „deshalb war es rückblickend auch superwichtig, dass wir 2013 mit einer jungen und sympathischen Mannschaft die Europameisterschaft gewinnen konnten“. K L A R E M E I N U N G Aber Ratzeburg ist kein Mensch, der nur in der Ver- gangenheit lebt. Sie schaut lieber nach vorne, packt an, setzt Veränderungen in Gang. Deshalb hat sie auch eine klare Meinung dazu, wie es mit dem Frau- enfußball in Deutschland weitergehen soll, weiter- gehen muss: „Unser oberstes Ziel muss es sein, nicht 6_Wieder die Erste: 2007 wurde die Hamburgerin DFB-Vizepräsidentin. 7_Mit Silvia Neid arbeitet Ratzeburg schon seit Jahrzehnten zusammen. 6 mehr von Respekt und Würdigung und so etwas überhaupt reden zu müssen, das muss alles selbst- verständlich sein. 15,6 Prozent der DFB-Mitglieder sind weiblich. Wenn wir diese Quote auf allen Ebe- nen, in allen Gremien hinbekämen, wäre das schon ein Anfang. Wir können es uns nicht leisten, auf die weiblichen Talente zu verzichten. Eine größere Durch- mischung, übrigens auch in Sachen Alter, kann für die Weiterentwicklung des Fußballs allgemein nur von Vorteil sein. Nur dann bilden wir unsere Gesell- schaft auch richtig ab. Das Leadership-Programm für Frauen, das wir 2016 durchgeführt haben, war auf dem Weg ein wichtiger Schritt. Es hat sich viel getan in den fünf Jahrzehnten, vieles ist bewegt wor- den und hat sich zum Positiven entwickelt. Aber wir können und wollen noch mehr.“ Deshalb hat sie auch schon das nächste große Ereig- nis im Frauenfußball in Deutschland im Blick.