51 AUFGEBEN? IST NICHT! Alexandra Popp gehört zu den prägenden Spielerinnen der Frauen-Natio- nalmannschaft. Sie geht voran, ist ein Vorbild in Sachen Einsatz. Und sie schießt wichtige Tore. 2017 verpasste sie wegen einer Verletzung die EM in den Niederlanden. Ihr Ziel für 2018: die Qualifikation für die Weltmeister- schaft in Frankreich. T E X T Annette Seitz N eulich ist sie wieder da gewesen. Stand vor dem Wolfsgehege, 20, 30 Minuten lang. Und hat ein- fach nur beobachtet. „In diesen Momenten“, sagt Alexandra Popp, „bin ich ganz bei mir. Da kann ich unheim- lich gut runterkommen.“ Dann wird jene Frau, die auf dem Platz Antreiberin, Vorkämpferin und auch mal Lautspre- cherin ist, ganz still. Auch das ist eine Seite von Alexandra „Alex“ Popp, die als eine der wichtigsten Führungsper- sönlichkeiten der Frauen-Nationalmannschaft gilt. Platz. Zuletzt hat sie beim Länderspiel im November gegen Frankreich in Bielefeld gezeigt, wie wichtig sie für die Mann- schaft ist. Popp erzielte beim 4:0 gleich zwei Treffer, rackerte unermüdlich, riss mit, kämpfte, tat und machte. Die nach der Niederlage in der WM-Qualifikation gegen Island rich- tungweisende Begegnung wurde auch durch die Mentali- tät und Charakterstärke von Alex Popp gewonnen. Eine Team-Leistung, auf der es für das so wichtige Jahr 2018 aufzubauen gilt. Zu sich findet die 26-jährige Zootierpflegerin in der Nähe „ihrer“ Tiere, neben dem Fußball ihre zweite ganz große Leidenschaft. Ob nun wie zuletzt im Wildpark Lüneburger Heide bei den Wölfen oder im Tierpark Essehof, in dem sie ihre Ausbildung vergangenes Jahr erfolgreich abschloss: „Ich schöpfe Kraft in diesen Momenten, genieße die Ruhe und Gelassenheit, die die Tiere ausstrahlen.“ S C H W E R S T E S T U N D E N Diese innere Stärke – sie hat sie gebraucht, vor allem im vergangenen Jahr. Im Juni erlebte sie eine der schwers- ten Stunden in ihrer Laufbahn, Popp spricht gar vom „schlimmsten Moment im Jahr 2017“, jener Augenblick, als klar war, dass sie aufgrund eines Außenmeniskusris- ses nicht bei der EM in den Niederlanden würde dabei sein können. Und damit schon die zweite Europameister- schaft verpassen würde. „Ich hatte mir so viel vorgenom- men“, erinnert sie sich. „Als der Traum dann wieder geplatzt war, habe ich geheult wie ein Schlosshund.“ Es gibt sie, diese Situationen, die einen prägen und wach- sen lassen. Das persönliche EM-Aus von Popp ist eine davon, eine andere, ungleich angenehmere, der Gewinn des U 20-WM-Titels 2010 im eigenen Land. Noch gut kann sie sich daran erinnern, wie sie damals von Maren Meinert zur Seite genommen wurde, wie ihr die Trainerin klarmachte, was sie von ihr erwartet. „Sie wollte, dass ich als Führungsspielerin Verantwortung übernehme“, sagt Popp. „Eigentlich ist es so wie heute, nur dass ich über mehr Erfahrung verfüge.“ T E I L D E S M A N N S C H A F T S R AT E S Ein großes Kämpferherz hatte sie schon immer, mit den Jahren entwickelte sie sich auch menschlich weiter. Fiel sie früher gerne auch durch den einen oder anderen flapsigen Spruch im falschen Moment auf, so weiß sie nun ihren trockenen Ruhrpott-Humor besser zu kanali- sieren. „Vom Typ bin ich noch die Gleiche, allerdings weiß ich jetzt, wann ich den Fokus setzen muss. Wann der lockere Spruch kommen kann und wann die nötige Ernsthaftigkeit gefragt ist. Und wann auch mal ‘ne klare Ansage kommen muss.“ Gemein- sam mit Spielführerin Dzsenifer Marozsán, Sara Däbritz, Almuth Schult und Babett Peter gehört sie dem Mannschaftsrat an. Ihr Wort hat Gewicht. Dass sie sich nicht nur persönlich, sondern auch sportlich weiterentwickelt hat, führt Popp auch darauf zurück, weil sie in ihrem Ver- ein VfL Wolfsburg auf verschiedenen Positionen gefordert ist: Eben nicht nur als klassische Stoßstür- merin, sondern mal auf der Position 10 oder 6, mal auf der Außenbahn. Popp: „Dadurch hat sich mein Spiel entwickelt, ich bin flexibler geworden, habe eine bes- sere Technik entwickelt. Früher bin ich nur auf meine Körperlichkeit reduziert worden, auf die, die die Bälle festmacht und verteilt und kopfballstark ist. Jetzt kom- men noch andere Attribute dazu, ich kann auch mal den Schnittstellen-Pass spielen.“ Ihre Rolle im Team ist klar definiert: Vorangehen, die ande- ren mitreißen, mit klaren Ansagen auf und neben dem Alexandra Popp im Jahr 2018: Selbstbewusst, ver- antwortungsvoll, leistungsstark, fokussiert. Und damit ganz bei sich.