21 3 niederländische Trainer standen bislang im DFB-Pokalfinale: Rinus Michels, Huub Stevens und Louis van Gaal; Bilanz: vier Spiele, vier Siege man im Management arbeitet, dann muss man sehr strategisch vorgehen, auf lange Sicht planen, viele dem sportlichen Tagesgeschäft übergeordnete Dinge vor- anbringen. Kenntnisse auch darüber erleichtern einem Trainer die Zusammenarbeit mit der Klubführung. Es kann sicherlich nicht schaden, halbwegs zu verstehen, wie die Bosse die Dinge sehen. Flick: Davon kann ich vieles bestätigen. Mir war es immer wichtig, den Horizont zu erweitern. In meiner Zeit als DFB-Sportdirektor war es sehr wertvoll, die Spielidee zu entwickeln und dafür Input aus der ganzen Welt zu verarbeiten. Die Arbeit im Zuge der Optimierung der Trainerausbildung war spannend, auch dabei habe ich neue Erkenntnisse gewonnen. Und ja, natürlich fließt einiges davon nun auch in meine Arbeit beim FC Bay- ern ein. Bei den unterschiedlichen Führungspositionen, die ich im Fußball innehatte, gibt es eine Gemeinsam- keit: Immer geht es darum, Menschen mitzunehmen, Ziele zu definieren und möglichst erfolgreich auf die Realisierung der Ziele hinzuarbeiten. Natürlich sollte man dabei anspruchsvoll sein, fordernd, aber mir ist dabei immer wichtig, dass man gut und fair miteinan- der umgeht. Nur dann entsteht eine gemeinsame Über- zeugung, nur dann steht man als Team füreinander ein und arbeitet optimal zusammen. Diese Erfahrung habe ich aus verschiedenen Blickwinkeln gemacht, sie gehört zu den Überzeugungen, die meine Arbeit als Trainer leiten. Herr Flick, welche Erinnerungen haben Sie noch an das Pokalfinale 1986? Flick: Ich war bei unzähligen Pokalendspielen, jahre- lang in meinen Rollen für den DFB, jedes einzelne war ein Erlebnis. Als Spieler war ich zweimal dabei – aber nie so ganz. 1991 zu meiner Zeit beim FC war ich im Endspiel gesperrt, 1986 für die Bayern saß ich auf der Bank. Es war dennoch ein großartiges Erlebnis und für mich und uns ein toller Erfolg. Wobei der Pokal damals noch nicht die Dimensionen hatte, die er heute hat. 1986 wurde erst zum zweiten Mal in Berlin gespielt, das Stadion sah noch anders aus, das ganze Ereignis musste noch wachsen. Umso mehr freue ich mich, dass ich nun einen sehr aktiven Part am Finale habe. So nah dran am Spielfeld, wie ich in diesem Jahr sein werde, war ich noch nie. Sie beide haben als defensive Mittelfeldspieler eher für Stabilität als für Offensivspektakel gestanden. Ihre Mannschaften lassen Sie offensiver spielen, als es Ihrer eigenen Spielweise entsprach. Woher kommt das? Bosz: Als Spieler hätte ich in keinem meiner Teams ver- mutlich je eine Chance gehabt (lacht). Ich liebe das offensive Spiel. Fußball ist für die Fans, für die Zuschauer; meine Vorstellung davon ist, dass wir die Menschen unterhalten, ihnen Spaß bereiten wollen. Deswegen legen meine Mannschaften sehr viel Wert auf die Offen- sive. Allerdings bedeutet das nicht, dass wir defensiv entspannt agieren dürfen. Ohne eine gute Verteidigung wird die beste Offensive ihre Spiele verlieren. Das eine gehört unweigerlich zum anderen. Flick: Vom Wesen her war auch ich ursprünglich Offen- sivspieler. In meiner Kindheit und Jugend wollte ich stürmen, Tore schießen. Das hat auch ziemlich lange gut funktioniert. Je älter ich wurde, desto mehr bin ich auf dem Feld nach hinten gerutscht. Warum? Flick: Wenn du Bundesliga spielst, wird die Luft für die wenigen Plätze in der Spitze halt immer dünner. Bei Bayern war es dann so, dass mich Udo Lattek als rech- ter Verteidiger in die Defensive gepackt hat. Das hat aber nichts daran geändert, dass mich der offensive Fußball immer begeistert hat. Ich habe mich immer für den holländischen Fußball interessiert, Voetbal totaal, die Philosophie von Louis van Gaal, Johan Cruyff, Foppe de Haan. Ich war von dieser Art des Fußballs schon früh fasziniert, bereits als Spieler habe ich Videos studiert und mich in dieser Richtung fortgebildet. In meiner Karriere als Trainer habe ich dann auf diese Elemente Wert gelegt. Ich habe immer viel mit Ball trainieren las- sen, den Ball so häufig wie möglich in die Übungen integriert. Denn für offensiven Fußball ist es unerläss- lich, gut mit dem Ball umgehen zu können. Herr Bosz, erinnern Sie sich noch, wann Sie begonnen haben, wie ein Trainer zu denken? Wann war Ihnen klar, dass Sie Trainer werden wollen? Bosz: Bereits als Spieler habe ich mich früh für die Trai- nerarbeit interessiert. Ich habe mir immer Notizen gemacht, diese Notizbücher habe ich heute noch. Von jedem Trainer, den ich hatte, versuchte ich, mir die bes- ten Dinge aufzuschreiben, von ihnen zu lernen, jeder hat ja seinen eigenen Stil. Als ich selbst dann 2000 als Trainer anfing, hatte ich keine Ahnung, was für ein Typ ich bin. Bei meinem ersten Testspiel als Coach in Apel- doorn gegen mein altes Team von Feyenoord stand ich an der Bank und wusste überhaupt nicht, wie ich mich verhalten soll. Sollte ich aktiv sein, laut, sollte ich über den Platz schreien oder mich besser einfach nur hin- setzen und ruhig sein? Ich wusste es nicht. Aber eins war mir sofort klar: Wenn der Gegner den Ball hatte, wurde ich nervös, waren wir in Ballbesitz, war ich ganz ruhig. Auf dieser Grundlage habe ich meine Philosophie gebaut: Ich wollte schönen, offensiven Fußball spielen lassen. Wie war das bei Ihnen, Herr Flick? Flick: Sehr ähnlich. In meiner Kölner Zeit habe ich ange- fangen, mir über Training und Inhalte intensivere Gedan- ken zu machen. Ich habe den Sinn von Übungen hin- terfragt und habe versucht, so viel es geht, zu lernen. Für mich war es deswegen ein Glück, dass ich noch unter Morten Olsen trainiert habe. Das Training war anders als alles, was ich bis dahin kannte. Man konnte damals schon sehen, dass er gute Ideen und ein gutes Konzept hat. Ich habe mir damals auch Notizen gemacht, in irgendeiner Kiste liegen die noch. Für mich wäre es heute interessant, noch mal nachzuschauen, was ich damals so aufgeschrieben habe. Gab es in dieser Saison für Sie und Ihre Mannschaft einen typischen Pokal-Moment, ein Spiel, eine Aktion, die Sie noch in Jahren mit dem Wettbewerb 2019/20 in Verbindung bringen werden? Flick: Pokaltypisch war das Spiel in Bochum in der 2. Runde, das war noch, bevor ich Cheftrainer wurde. Wir lagen bis kurz vor Ende mit 0:1 hinten, für den VfL war